Seit gestern habe ich etwa zehn Morddrohungen und ein Vielfaches an Beschimpfungen erhalten, welche sich Menschen unter Aufbieten sämtlicher mir bekannter Persönlichkeitsstörungen ausdenken können.
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Schließlich ist auch der Hintergrund des industriell organisierten NS-Massenmords an angeblich wertlosen, menschlicher Würde nicht teilhaftigen Menschen zu sehen. Ein deutscher Politiker, der öffentlich seiner Hoffnung Ausdruck gibt, dass "wir" Personen wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit bald "entsorgen" und aus Deutschland entfernen können – mit dem Zusatz "dann kommt die nie wieder hierher" –, stellt sich bewusst in diesen Sinn- und Assoziationszusammenhang.
Seine immer wieder recht albern vorgespielte Vertrotteltheit und Ahnungslosigkeit ist Herrn Gauland natürlich nicht abzunehmen. Er weiß, was er tut und sagt. Er tut dies, um genau den rechtsradikalen Teil seiner Anhängerschaft zu bedienen, der begierig auf derartige Andeutungen wartet und sie frenetisch feiert. Die 100 Mails, die mich von dort in den letzten 24 Stunden erreichten, zeigen, dass die Äußerungen Gaulands auf genau den Boden fallen und zielen, in dem sie verstanden werden. Nämlich als Aufforderung zum Hass, als Hoffnung auf "ethnische Säuberung", als Rettung einer vorgeblich deutschen Identität und als Auftakt zu besseren Zeiten hinter Stacheldraht und hohen Mauern.
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Man kann über fast alles streiten, man kann harten Wahlkampf führen, man kann auch einmal "überziehen". Wenn man ein anständiger Mensch ist, kann man sich entschuldigen, wenn man andere Personen im Eifer des Gefechts beleidigt hat. Was man meines Ermessens keinesfalls machen darf, ist, den öffentlichen Frieden als Voraussetzung jeder sinnvollen Kultur gezielt zu stören, um Menschen gegeneinander aufzuhetzen, Minderheiten zu unterdrücken und gewalttätigen Verbrechern den Weg zu ebnen. Das gilt für G20, und es gilt für Gauland.
Dies zu meinen und zu sagen, werde ich mich ganz gewiss nicht durch Verbrecher hindern lassen, die mir ankündigen, mich demnächst "wie Schleyer im Kofferraum zu entsorgen".
Zeitgeschehen
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